Bereits zweimal hat der bibeltreue Aktivist Julian Zeiger Queer-Gottesdienste in den sozialen Medien aufs schärfste verurteilt und verdammt und damit seine Follower motiviert, sich am Shitstorm gegen die Veranstalter zu beteiligen. Der eine betreffende Queer-Gottesdienst fand im Oktober 2025 in Münster statt, der andere im Mai 2025 in Bern. Bereits schon damals im Zusammenhang mit dem Anlass in Bern hatte Marcel Schmidt mit Julian Zeiger das Gespräch gesucht, um eine Vereinbarung zu erzielen, doch das hatte nicht funktioniert. Als er den Fall auf seinem eigenen Facebook-Account publik machte, wurde das von Juilan Zeiger als öffentlichen Angriff diffamiert, während er selber seine Aktion nicht als solchen betrachtet. Anlässlich des Anlasses in Münster hat sich Julian Zeiger erneut eingemischt und in den sozialen Medien eine Tirade geschrieben, auf welche Marcel Schmidt eine Antwort in Form eines offenen Briefes verfasst hat.


Stellungnahme von Julian Zeiger zur ZDF-Übertragung eines «LGBTQ-Gottesdienstes» in Münster

Ich schreibe als Nachfolger Jesu, der die Autorität der Heiligen Schrift ernst nimmt und jeden Menschen als Ebenbild Gottes achtet. Ich verurteile keinen Menschen – aber ich widerspreche jeder liturgischen Bestätigung von Praktiken, die die Bibel Sünde nennt. Liebe ohne Wahrheit ist nicht die Liebe Jesu; Wahrheit ohne Liebe ist nicht sein Weg. Darum spreche ich klar und persönlich.


1)  Mein Bekenntnis:

  • Jesus ist Herr. Er definiert Jüngerschaft (Lk 9,23) und bekräftigt Gottes Schöpfungsordnung (Mt 19,4–6).
  • Die Schrift ist Maßstab. Nicht Kultur, nicht Medien, nicht Mehrheit (2Tim 3,16–17; Gal 1,10).
  • Menschenwürde ist unantastbar. Ich lehne Spott, Hass und Gewalt strikt ab (Lk 6,31).


2)  Gottes klare Ordnung für Körper, Sexualität und Ehe:

  • Schöpfung: Gott schuf den Menschen männlich und weiblich – zākār ûnĕqēbāh (Gen 1,27 MT/DSS).
  • Ehebund: „… und sie werden ein Fleisch“ – bāśār eḥād (Gen 2,24; von Jesus bestätigt, Mt 19,4–6).
  • Heiligkeit: Berufung zur gelebten Heiligkeit, nicht zur Selbstdeutung (1Petr 1,15–16; Röm 12,1–2).


3)  Zur gleichgeschlechtlichen Praxis – deutlich, aber ohne Verachtung:

  • Die Bibel unterscheidet Person und Praxis. Sie verbietet die Praxis eindeutig:
  • Lev 18,22 (MT/DSS): „Mit einem Mann sollst du nicht liegen wie man bei einer Frau liegt; es ist toʿēvāh (Gräuel).“ – wəʾet-zāḵār lōʾ tiškab miškĕvē ʾiššâ; tôʿēvāh hiʾ.
  • Röm 1,26–27: „… wider die Schöpfungsordnung (para physin) …“ – eine theologische Begründung, nicht bloß ein Kulturverbot.
  • 1Kor 6,9–11: Paulus nennt u. a. μαλακοί und ἀρσενοκοῖται – er verurteilt Taten, und ruft zur Umkehr; zugleich sagt er: „Und das sind einige von euch gewesen … ihr seid gewaschen.“
  • Darum kann die Gemeinde Jesu nicht segnen, was Gott Sünde nennt (Jes 5,20). Segnen heißt bejahen; Seelsorge heißt begleiten zur Umkehr.


4)  Worum es mir beim Gottesdienst geht:

  • Ein Gottesdienst ist Anbetung in Geist und Wahrheit (Joh 4,24), nicht Bestätigung unseres Begehrens. Liturgie, die sexuelle Praxis außerhalb des Ehebundes von Mann und Frau positiv deutet, verfehlt den biblischen Auftrag (1Kor 14,33.40; 2Tim 4,2–4).
  • Ja zu Menschen – Nein


Offener Brief von Marcel Schmidt im Namen von «Kreuz und queer durch Zürich»

Sehr geehrter Herr Zeiger


Wir sind entsetzt über Ihre Stellungnahme zu den Queer-Gottesdiensten in Münster und in Bern. In Ihrem Schreiben kommt enorme homophobe Energie zum Ausdruck, die uns noch nie in dieser extremen fundamentalistischen Form begegnet ist. Wir nehmen dazu wie folgt Stellung:


Wir werten Ihre Aktionen gegen die Queer-Gottesdienste als öffentlichen Angriff. Da Sie über eine grosse Menge Follower verfügen, gehen wir davon aus, dass sich viele davon am Shitstorm gegen die Veranstalter beteiligt haben. Ausserdem wäre der Gottesdienst in Münster vermutlich gestört worden, wenn die Polizei nicht vor Ort gewesen wäre. Durch Ihre Aktionen gegen die Queer-Gottesdienste sehen wir ganz klar die Religionsfreiheit verletzt, denn diese gewährt uns das Recht, wonach wir einzelne Bibelstellen anders auslegen dürfen als Sie.


Indem Sie Ihre Follower auf uns gehetzt haben, kann das sogar als Christenverfolgung betrachtet werden. Sie und Ihre Vorgänger haben in den Kirchen ein derart feindseliges Klima geschaffen, in dem sich queere Menschen überhaupt nicht mehr wohl fühlen oder ausgegrenzt werden. Somit sind wir gezwungen, eigene Gottesdienste zu organisieren. Und nun mischen Sie sich hier auch noch ein. Dadurch verfolgen Sie die queeren Christ*innen weiter bis dahin, wohin sie sich geflüchtet haben. Was Sie tun, ist für uns absolut inakzeptabel! Tun Sie in Ihren Freikirchen, was Sie wollen (auch wenn mir die queeren Menschen äusserst leid tun, falls es dort überhaupt noch welche hat), aber bitte nicht bei uns.


Anscheinend ist es Ihnen lieber, wenn Menschen ganz in die Säkularität abdriften, als dass Sie bei und mit uns den christlichen Glauben leben. Durch Ihre Botschaft bewirken Sie, dass sich Menschen enttäuscht vom Glauben abwenden. Ausserdem birgt Ihre Lehre das Potential für geistlichen Missbrauch. Sie bringen es nicht fertig, queere Menschen für Jesus zu begeistern. Es ist unverständlich, dass Sie sich derart darüber aufregen, wenn Menschen in der heutigen Zeit überhaupt noch Gottesdienst feiern. Teils kommen Menschen, die sonst nie mehr eine Kirche betreten würden: Personen, die von Gemeinden enttäuscht, ausgegrenzt oder sogar traumatisiert worden sind, kommen zurück an den Ort Kirche - manchmal erst viele Jahre später. Das ist immer eine ganz besondere Atmosphäre, die danken lässt für den Mut, den viele aufbringen, sich doch wieder einmal in eine Kirchenbank zu setzen. Wir wollen in Frieden unsere Anlässe durchführen können und bitten Sie, sich da nicht mehr einzumischen. Es wird ja niemand agezwungen, an einem derartigen Gottesdienst teilzunehmen.


Ihre Aktion erinnert mich geradezu an die Anfangszeiten der queeren Christenbewegung: Als Pastor Troy Perry im Jahr 1968 in Los Angeles die ersten Queer-Gottesdienste weltweit organisierte, hatten Evangelikale mit allen Mitteln versucht, das zu verhindern. Am Anfang schlug der sogenannten Metropolitan Community Church (MCC) geballte Aggression entgegen. Ihr Gebäude wurden in 

Brand gesteckt, ihre Anlässe gestört und MCC-Pastoren und Mitglieder wurden bedroht und zusammengeschlagen. So was finde ich himmeltraurig. Troy Perry sah sich dem Evangelium verpflichtet und wollte Gemeinde bauen, die ohne Ausnahme für alle Menschen offen ist. Das ist auch heute noch unser Leitsatz. Trotz allen Widrigkeiten fanden immer mehr Personen den Weg in die Gemeinde und bald wurden an anderen Orten weitere MCC-Gemeinden gegründet.


Wenn der Umgang mit der Bibel in die Weite führt, befreiend wirkt und auch jene in den Blick nimmt, die auf der Schattenseite dieser Welt stehen, kann er nicht verkehrt sein. Es gibt nicht 

nur sexuellen, sondern auch religiösen Missbrauch: Wo Gott dazu missbraucht wird, andere Leute zu unterdrücken und zu diskriminieren; wo Jesus nicht mehr Freude oder einen Ruf zur Freiheit in Mündigkeit auslöst. Unter Christen sollte es aus unserer Sicht keinen Platz geben für eine unheilvolle Verurteilung und Ausgrenzung, die man dann auch noch biblisch begründet haben will.


Mit freundlichen Grüssen

Marcel Schmid