Bereits zweimal hat der bibeltreue Aktivist Julian Zeiger in den sozialen Medien Queer-Gottesdienste aufs schärfste verurteilt und verdammt und damit seine Follower motiviert, sich am Shitstorm gegen die Veranstalter zu beteiligen. Der eine Gottesdienst fand im Oktober 2025 in Münster statt, der andere im Mai 2025 in Bern. Marcel Schmidt hat auf diese Tiraden eine Antwort in Form eines offenen Briefes verfasst.

Stellungnahme von Julian Zeiger zur ZDF-Übertragung eines «LGBTQ-Gottesdienstes» in Münster
Ich schreibe als Nachfolger Jesu, der die Autorität der Heiligen Schrift ernst nimmt und jeden Menschen als Ebenbild Gottes achtet. Ich verurteile keinen Menschen – aber ich widerspreche jeder liturgischen Bestätigung von Praktiken, die die Bibel Sünde nennt. Liebe ohne Wahrheit ist nicht die Liebe Jesu; Wahrheit ohne Liebe ist nicht sein Weg. Darum spreche ich klar und persönlich.
1) Mein Bekenntnis:
- Jesus ist Herr. Er definiert Jüngerschaft (Lk 9,23) und bekräftigt Gottes Schöpfungsordnung (Mt 19,4-6).
- Die Schrift ist Maßstab. Nicht Kultur, nicht Medien, nicht Mehrheit (2. Tim 3,16-17; Gal 1,10).
- Menschenwürde ist unantastbar. Ich lehne Spott, Hass und Gewalt strikt ab (Lk 6,31).
2) Gottes klare Ordnung für Körper, Sexualität und Ehe:
- Schöpfung: Gott schuf den Menschen männlich und weiblich – zākār ûnĕqēbāh (Gen 1,27 MT/DSS).
- Ehebund: „… und sie werden ein Fleisch“ – bāśār eḥād (Gen 2,24; von Jesus bestätigt, Mt 19,4-6).
- Heiligkeit: Berufung zur gelebten Heiligkeit, nicht zur Selbstdeutung (1. Petr 1,15-16; Röm 12,1-2).
3) Zur gleichgeschlechtlichen Praxis – deutlich, aber ohne Verachtung:
- Die Bibel unterscheidet Person und Praxis. Sie verbietet die Praxis eindeutig.
- Lev 18,22 (MT/DSS): „Mit einem Mann sollst du nicht liegen wie man bei einer Frau liegt; es ist toʿēvāh (Gräuel).“ – wəʾet-zāḵār lōʾ tiškab miškĕvē ʾiššâ; tôʿēvāh hiʾ.
- Röm 1,26-27: „… wider die Schöpfungsordnung (para physin) …“ – eine theologische Begründung, nicht bloß ein Kulturverbot.
- 1. Kor 6,9-11: Paulus nennt u. a. μαλακοί und ἀρσενοκοῖται – er verurteilt Taten und ruft zur Umkehr; zugleich sagt er: „Und das sind einige von euch gewesen … ihr seid gewaschen.“
- Darum kann die Gemeinde Jesu nicht segnen, was Gott Sünde nennt (Jes 5,20). Segnen heißt bejahen; Seelsorge heißt begleiten zur Umkehr.
4) Worum es mir beim Gottesdienst geht:
- Ein Gottesdienst ist Anbetung in Geist und Wahrheit (Joh 4,24), nicht Bestätigung unseres Begehrens. Liturgie, die sexuelle Praxis außerhalb des Ehebundes von Mann und Frau positiv deutet, verfehlt den biblischen Auftrag (1. Kor 14,33-40; 2. Tim 4,2-4).
- Ja zu Menschen – Nein zu Sünde.
Eine bibeltreue Stellungnahme von Julian Zeiger zum «queeren Gottesdienst» am 11. Mai 2025 in Bern
„Aufbrechen – Aufblühen?“ – Ein anderer Geist in der Heiliggeistkirche Bern
#WahrheitImLicht #JesusAllein #Heiligkeit #Buße
Am 11. Mai 2025 ruft der sogenannte „queere Gottesdienst“ in der Heiliggeistkirche Bern zu „Aufbruch“ – doch der Heilige Geist ruft uns zur Buße und zur Wahrheit! Weltweit sollen sich Nachfolger Jesu Christi vereinen – in Sprachen, in Einheit, im Gebet. Lasst uns gemeinsam vor den Thron Gottes treten und beten, dass der Geist der Wahrheit (Joh 16,13) durchbricht!
Lasst uns weltweit, zur selben Zeit, an jedem Ort – in Geist und in neuen Sprachen beten, dass der Herr eingreift für die Wahrheit Jesu: Am 11. Mai 2025 um 17:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Dieser Aufruf ist keine Anklage gegen Menschen – sondern ein Ruf zur Umkehr, zur Reinheit, zur Heiligkeit. Die Braut Jesu erhebt sich – betend, wartend, wachsam.
Was in diesem Gottesdienst als Freiheit gefeiert wird, ist in Wahrheit geistliche Verblendung (vgl. Joh 12,49). Die Wahrheit des Evangeliums ist exklusiv
– nicht inklusiv im weltlichen Sinn.

Offener Brief von Marcel Schmidt
Sehr geehrter Herr Zeiger
Wir sind entsetzt über Ihre Stellungnahmen zu den beiden Queer-Gottesdiensten in Münster und Bern. In Ihrem Schreiben kommt enorme homophobe Energie zum Ausdruck, die uns höchst selten in dieser extremen Form begegnet. Wir nehmen dazu wie folgt Stellung:
Wir werten Ihre Aktionen gegen die Queer-Gottesdienste als öffentlichen Angriff. Da Sie über eine grosse Menge Follower verfügen, gehen wir davon aus, dass sich viele davon am Shitstorm gegen die Veranstalter beteiligt haben. Der Gottesdienst in Münster wäre wahrscheinlich gestört worden, wenn nicht die Polizei vor Ort gewesen wäre. Durch Ihre Aktionen gegen diese Anlässe sehen wir ganz klar die Religionsfreiheit verletzt, denn diese gewährt uns das Recht, wonach wir Bibelstellen anders auslegen dürfen als Sie.
Dass Sie Ihre Follower auf uns gehetzt haben, kann teilweise sogar als Christenverfolgung bezeichnet werden. Sie und Ihre Vorgänger haben in den Gemeinden ein derart feindseliges Klima geschaffen, in dem sich queere Menschen überhaupt nicht mehr wohl fühlen oder ausgegrenzt werden. Somit sind wir gezwungen, eigene Gottesdienste zu organisieren. Und nun mischen Sie sich hier auch noch ein. Dadurch verfolgen Sie die queeren Christ*innen weiter bis dahin, wo sie sich hingeflüchtet haben. Was Sie tun, ist für uns absolut inakzeptabel! Tun Sie in Ihren Freikirchen, was Sie wollen (auch wenn mir die queeren Menschen äusserst leid tun, falls es dort überhaupt noch welche hat), aber bitte nicht bei uns.
Anscheinend ist es Ihnen lieber, wenn Menschen in den Säkularismus abdriften, als dass sie bei und mit uns den christlichen Glauben leben. Durch Ihre Botschaft bewirken Sie nämlich, dass sich Menschen enttäuscht vom Glauben abwenden. Ausserdem birgt Ihre Lehre das Potential für geistlichen Missbrauch. Besonders in diesem Punkt sehen wir Ihr Vorgehen kritisch, weil Sie überzeugt sind, dass die sexuelle Orientierung geändert werden kann. Sie nennen sich einen Evangelisten, bringen es aber nicht fertig, queere Menschen für Jesus zu begeistern.
Es ist mir unverständlich, dass Sie sich derart echauffieren, wenn Menschen in der heutigen Zeit überhaupt noch Gottesdienste feiern. Teils kommen Menschen, die sonst nie mehr eine Kirche betreten würden: Personen, die von Gemeinden enttäuscht, ausgegrenzt oder sogar traumatisiert worden sind, kommen zurück an den Ort Kirche – manchmal erst viele Jahre später. Das ist immer eine ganz besondere Atmosphäre, die danken lässt für den Mut, den viele aufbringen, sich doch wieder einmal in eine Kirchenbank zu setzen. Wir wollen in Frieden unsere Anlässe durchführen können und bitten Sie, sich zukünftig nicht mehr einzumischen. Es wird ja niemand gezwungen, an einem derartigen Gottesdienst teilzunehmen.
Ihre Proteste erinnern mich geradezu an die Anfangszeiten der queeren Christenbewegung: Als Pastor Troy Perry im Jahr 1968 in Los Angeles die ersten Queer-Gottesdienste weltweit organisierte, hatten Evangelikale versucht, das zu verhindern. Am Anfang schlug der sogenannten Metropolitan Community Church (MCC) geballte Aggression entgegen. Ihr Gebäude wurde in Brand gesteckt, manchmal Anlässe gestört und MCC-Pastoren und Mitglieder wurden bedroht und zusammengeschlagen. So was finde ich himmeltraurig. Troy Perry sah sich dem Evangelium verpflichtet und wollte Gemeinde bauen, die ohne Ausnahme für alle Menschen offen ist. Das ist auch heute noch unser Leitsatz. Trotz allen Widrigkeiten fanden übrigens immer mehr Menschen den Weg in diese Gemeinde und bald wurden an anderen Orten weitere MCC-Gemeinden gegründet.
Wenn der Umgang mit der Bibel in die Weite führt, befreiend wirkt und auch jene in den Blick nimmt, die auf der Schattenseite dieser Welt stehen, kann er nicht verkehrt sein. Es gibt nicht nur sexuellen, sondern auch religiösen Missbrauch: Wo Gott dazu missbraucht wird, andere Leute zu unterdrücken und zu diskriminieren; wo Jesus nicht mehr Freude oder einen Ruf zur Freiheit in Mündigkeit auslöst. Unter Christen sollte es aus unserer Sicht keinen Platz geben für eine unheilvolle Verurteilung und Ausgrenzung, die man dann auch noch biblisch begründet haben will.
Mit freundlichen Grüssen
Marcel Schmidt
